Die Arbeit im Team „Vielfalt im Stadtteil“ zeigt, wie entscheidend Mehrsprachigkeit in der Caritas Stadtteilarbeit ist, um Menschen mit Migrationserfahrungen effektiv zu erreichen und echte Unterstützung anzubieten. „Die Möglichkeit, auf Augenhöhe und in der Muttersprache der Teilnehmer*innen zu kommunizieren, stärkt das Vertrauen und schafft eine herzliche Atmosphäre“, freut sich Teammitglied Vera, die selbst vier Sprachen spricht.
„Da ich in Rumänien geboren wurde, ist Rumänisch meine Muttersprache. In der Schule habe ich dann Englisch als Fremdsprache gelernt. Mit 20 Jahren bin ich nach Serbien gezogen. Als ich angefangen habe, Serbisch zu lernen, habe ich mir zunächst ein serbisch-englisches Wörterbuch gekauft, weil ich damals kein serbisch-rumänisches Wörterbuch finden konnte. Die englischen Wörter habe ich dann ins Rumänische übersetzt, und so konnte ich mir die serbischen Wörter beibringen. Dieses Wörterbuch habe ich immer noch – ich bewahre es als schöne Erinnerung auf. Ich war sehr motiviert, Serbisch zu lernen, weil es mir unangenehm war, ständig jemanden um eine Übersetzung zu bitten. Deshalb spreche ich Serbisch heute so gut, dass fast niemand erkennen kann, dass ich nicht in Serbien geboren bin. Als ich nach Wien kam, kannte ich nur ein paar wenige deutsche Worte. Ich muss sagen, dass Deutsch nicht so einfach zu lernen war – wahrscheinlich, weil man mit 40 nicht mehr so schnell lernt wie mit 20. Aber eine neue Sprache zu lernen ist auch ein gutes Training für das Gehirn. Wer weiß, vielleicht lerne ich, nachdem ich es geschafft habe, Deutsch wie eine Muttersprachlerin zu sprechen, noch eine weitere Fremdsprache. ‘‘ (Vera Pilipovic, Mitarbeiterin Team „Vielfalt im Stadtteil“)
Gelebte Sprachenvielfalt im Arbeitsalltag
Vera erzählt weiter: „In unserem Team „Vielfalt im Stadtteil“ der Caritas Stadtteilarbeit gibt es aktuell zwölf Mitarbeiter*innen, die nicht nur in ihrer fachlichen Expertise, sondern auch in ihren Sprachkenntnissen eine beeindruckende Vielfalt zeigen. Neben Deutsch und Englisch sprechen wir Französisch, Arabisch, Rumänisch, Serbisch, Bosnisch, Ungarisch, Türkisch, Philippinisch, Ukrainisch, Russisch und Italienisch. Diese Mehrsprachigkeit unterstützt uns enorm in unserer täglichen Arbeit. Die gemeinsame Sprache ist jedoch Deutsch. Dennoch nutzen wir als mehrsprachiges Team auch Wörter aus anderen Sprachen, wenn uns das deutsche Wort gerade nicht einfällt – ein charmantes Beispiel für unsere kulturelle und sprachliche Vielfalt.
Da ich selbst vier Sprachen spreche (Rumänisch, Serbisch, Deutsch und Englisch), schätze ich die Flexibilität, in verschiedenen sprachlichen Kontexten zu agieren und auf kulturelle Nuancen einzugehen. Durch die Vielzahl an Sprachen, die wir sprechen, bauen die Teilnehmer*innen schneller Vertrauen auf und fühlen sich wertgeschätzt und verstanden. Allerdings bringt Mehrsprachigkeit auch Herausforderungen mit sich, wie etwa das Wechseln zwischen verschiedenen Sprachlogiken oder das Verständnis regionaler Ausdrücke.
Inklusion & Teilhabe durch Mehrsprachigkeit
Im beruflichen Kontext öffnen meine Sprachkenntnisse Türen und erleichtern internationale Projekte. Ein Beispiel dafür ist das EU-Projekt „Get Cohesive“, bei dem wir mehrsprachige Workshops und Befragungen von Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrungen durchgeführt haben. Die Teilnehmer*innen hatten so die Möglichkeit, ihr Wissen und ihre Erfahrungen in ihrer jeweiligen Muttersprache mit uns zu teilen. Ein weiterer Schwerpunkt meiner Arbeit ist das Projekt „Community Cooking“, das Menschen mit Migrationserfahrungen nicht nur die Möglichkeit bietet, Kontakte zu knüpfen, sondern auch ihre kulinarischen Talente zu präsentieren. Unterstützt werden sie dabei von einem engagierten, mehrsprachigen Team von Mitarbeiter*innen und Freiwilligen.
Mein Leben in und mit mehreren Sprachen hat nicht nur meine beruflichen Möglichkeiten erweitert, sondern auch meine persönliche Identität geprägt und mir ein Gefühl der Verbundenheit mit verschiedenen Kulturen gegeben. Unser Team ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Vielfalt zu einem harmonischeren und inklusiveren Miteinander beitragen kann.“
Bild: Maryana Kosovan