Wie sich die Wogen glätten …

Beim Projekt „WOGE“ in der Meißauergasse begleiteten wir in unserer Rolle als Prozessbegleiter*innen einen Modernisierungs- und Nachverdichtungsprozess einer Wiener Wohnanlage der 1970er Jahre. Der Bau der beiden geförderten Neubauten wurde durch juristischen Einspruch mehrere Jahre verzögert, und die Baustelle sorgte nicht bei allen Bewohner*innen für Begeisterung.

Vielfältige Entwicklungsprozesse in der wachsenden Stadt
Eine Großstadt wie Wien ist heute mit vielfältigen Entwicklungen konfrontiert, die sie vor neue Herausforderungen stellt. Hier treffen ein starker Zuzug und Wachstum auf einen fortschreitenden demographischen Wandel und Anstieg an älterer Bevölkerung. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach leistbarem Wohnraum. Beim Projekt „WOGE - Smartes Wohnen für Generationen“ beschäftigten wir uns intensiv mit den Themen alternsgerechtes Wohnen, Klima- und Energieherausforderungen sowie Partizipation. Die generierten Lernerfahrungen sind hier zusammengefasst und publiziert, damit geförderte Bauträger und Expert*innen verschiedener Fachgebiete für zukünftige Projekte lernen können.

Sensible Kommunikation
Einen besonderen Fokus widmeten wir der sensiblen Begleitung der Transformationsprozesse durch Kommunikation mit den Bestandsbewohner*innen und der Förderung von Partizipation im Austausch mit dem gemeinnützigen Bauträger. Herzstück des Projekts wurde der im Herbst 2019 etablierte „InfoPoint“ - eine kleine Gartenhütte, die bis heute auf der Grünfläche der Wohnanlage steht und als Anlaufstelle für Fragen und Anliegen aller Art fungierte. Zu regelmäßigen „Sprechstunden“ war das Team der Caritas Stadtteilarbeit vor Ort, beantwortete Fragen zum Neubauprojekt, informierte über die Neuerungen und hatte ein offenes Ohr für die Bewohner*innen, Anrainer*innen und Wohnungsinteressent*innen. Außerdem wurde mittels Aushängen, Postwürfen und neu installierten digitalen Infoscreens in den Stiegenhäusern laufend informiert.

Ein offenes Ohr haben als große Herausforderung
Juristische Einsprüche verzögerten den Baubeginn um mehrere Jahre. Dies führte zu vielen Fragezeichen, Adaptierungen, Änderungen der Themenschwerpunkte des Smart Cities Projekts, und das Projektteam hatte in seiner intermediären Rolle einiges an Frust, Ärger und Wunsch nach Klärungsbedarf abzufangen. Lärm, Schmutz, Veränderungen durch eine große Baustelle vor der eigenen Haustür – für direkte Anrainer*innen sind Baustellen kein Grund zur Freude. Damit musste das Team viele Jahre lang umgehen.

Neubau und Bestand wachsen zusammen
Die Caritas Stadtteilarbeit begleitete vor und während der Bauphase den Aufbau der Mehrgenerationenwohngruppe „Für Dich und Mich“ und unterstützte den Bauträger Schwarzatal bei der Vergabe von 25 alternsgerechten Wohnungen. Als die Bewohner*innen Ende des Sommers 2023 schließlich einziehen konnten, hatten sich die Wogen des Ärgers über den Neubau geglättet. Wir begleiten seither die Besiedelung und das Zusammenwachsen von Neubau und Bestand mit diversen Aktivitäten und Veranstaltungen. Durch die Beteiligung von Bewohner*innen aus dem Bestand und dem Neubau haben sich Eltern-Kind Cafés und Senior*innen Cafés etabliert. Aktuell arbeiten wir auch an der Gründung einer Gartlgruppe, die die Anlage schon bald zum Blühen bringen wird.

Bild: © Caritas Stadtteilarbeit