Vom komplexen Übersetzen der sozial-ökologischen Transformation

Wussten Sie, dass die Menschen, die am wenigsten zum Klimawandel beitragen, am meisten davon betroffen sind? Und es am schwersten haben, an der sozial-ökologischen Transformation teilzuhaben? Ein Schritt dieser Transformation ist die Energiewende, in der fossile Energieträger durch erneuerbare Energien ersetzt werden. Die Möglichkeiten, die sich dabei allen Menschen bieten, auch wenn sie in Mietwohnungen oder in der Stadt leben, sollen gut vermittelt werden. Dafür braucht es abgestimmt formulierte Informationen, um komplexe Zusammenhänge alltagstauglich zu erklären, vielleicht auch in den Sprachen, die (in Wien) am häufigsten gesprochen werden. Wir haben den Versuch gemacht.

Soziale Gerechtigkeit in der Energiewende
Im Forschungsprojekt Sozial gerechte Energiegemeinschaften werden Betriebsmodelle für Erneuerbare Energiegemeinschaften (EEG) erarbeitet, die Menschen eine einfache und auf ihre momentane Lebenssituation abgestimmte Teilnahme an einer Energiegemeinschaft ermöglichen. Der Preis kann – im Gegensatz zum Bezug durch einen klassischen Energielieferanten – in einer EEG selbst festgelegt werden und bleibt stabil. Zusätzlich fallen je nach Art der Energiegemeinschaft weniger Netzgebühren und Abgaben an. Mittlerweile gibt es in Österreich fast 2.500 Erneuerbare Energiegemeinschaften. Wir gelten damit als eines der Vorreiterländer der Energiewende. Damit diese Informationen noch mehr Öffentlichkeit finden und insbesondere Menschen erreichen, die von Energiearmut betroffen oder dadurch gefährdet sind, haben wir eine mehrsprachige Website zum Projekt gestaltet.

Eine Anleitung für einen möglichen Zugang zur Welt
Für die Übersetzungen der Website wählten wir einen hybriden Mensch-Maschine-Ansatz und haben wieder einmal die Bestätigung bekommen, dass die Fähigkeiten und das Erfahrungswissen von uns Menschen einfach großartig sind:

  1. Schritt - Mensch: Beratung bei der Auswahl der Sprachen durch die Kolleg*innen der Caritas Sozialberatung. Noch fehlen bei unseren Angeboten Must have Sprachen wie Farsi und Kurdisch, hier können wir also noch besser werden.
    Achtung: Immer auf die Darstellbarkeit der Sprachen im Internet achten – aus diesem Grund haben wir die arabische Übersetzung als PDF dargestellt.
  2. Schritt - Mensch: Verfassen eines verständlichen Infotextes sowie eines Dokuments mit Antworten auf die häufigsten Fragen (FAQs) auf Deutsch. Danach Einpflegen von Feedback aus dem Projektteam. Auch in unseren Texten können wir uns noch verbessern – weniger Informationen, einfacher erklärt.
  3. Schritt: Mensch & Maschine: Übersetzung des deutschsprachigen Textes auf Englisch mittels Sprachsoftware. Redaktion und Lektorat durch einen mit der Materie vertrauten native speaker.
  4. Schritt – Mensch & Maschine: Übersetzung des englischen Textes in die gewählten Sprachen durch die Sprachsoftware. Für zwei Sprachen wurden Übersetzer*innen beauftragt.
  5. Schritt - Mensch: Unsere Kolleg*innen von füreinand gehen auf die Suche nach Freiwilligen, die native speaker in den ausgewählten Sprachen sind und uns beim nächsten Schritt (6.) unterstützen. Auch in den Teams der Mitglieder des Konsortiums finden sich Kolleg*innen mit entsprechenden Sprachkenntnissen.
  6. Schritt - Mensch: Redaktion und Lektorat der Texte in den jeweiligen Sprachen.
  7. Schritt: Super: Geschafft - die Texte sind online. Vielen Dank an alle, die uns unterstützt haben.

Warum wir das alles so genau aufschreiben? Weil es eine Aufforderung zum Nachmachen ist. Oder besser machen, indem ein entsprechendes Budget für die wertvolle Arbeit von Übersetzer*innen eingeplant wird.

Je öfter wir versuchen, über den Horizont der eigenen Sprache zu blicken, desto mehr Welt kommt uns entgegen. Je selbstverständlicher wir uns „mehrheimisch“ auch in unseren Verhältnissen zu Sprachen bewegen, desto leichter werden wir uns verstehen. Davon sind wir genauso überzeugt wie von der Notwendigkeit einer sozial-ökologischen Transformation.

Bild: Caritas Stadtteilarbeit