Gutes Essen für alle? Perspektiven von Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrungen

Was auf unseren Tellern landet, wo wir essen und wie ausgewogen und gesund unsere Ernährung ist, hängt stark von Faktoren wie Einkommen, sozialem Status, Bildung, Herkunft, Alter und Geschlecht ab. Und gerade in Zeiten von Teuerung und zahlreichen Krisen ist der Zugang zu nachhaltigen und gesunden Lebensmitteln in Österreich für viele Menschen nicht selbstverständlich - obwohl das Recht auf gute Ernährung ein grundlegendes Menschenrecht darstellt. Mit dem Pilotprojekt „FOODCITIZENS“ im Rahmen des EU-Projekts GEtCoheSive will die Caritas Stadtteilarbeit Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrungen die Möglichkeit geben, aktiv an der Gestaltung ihrer Ernährung und der Lebensmittelversorgung in Wien mitzuwirken.

Die Bedürfnisse und Perspektiven von Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrungen werden in städtischen Ernährungsstrategien häufig übersehen. Ihre Mitsprache ist aber entscheidend für eine gerechte und inklusive Gestaltung der Lebensmittelversorgung in Wien. Nur so können ihre Stimmen gehört und kulturelle sowie soziale Realitäten in Entscheidungen aktiv einbezogen werden. 

Workshop-Reihe zur Mitgestaltung des Wiener Ernährungssystems
Im Zuge der FOODCITIZENS-Pilotaktivität fanden im September 2024 drei aufeinander aufbauende Workshops an verschiedenen Orten im 10. Bezirk in Wien statt. Die Workshopteilnehmer*innen stammten aus unterschiedlichen Ländern, darunter Syrien, Irak und Ukraine. Um den verschiedenen sprachlichen Bedürfnissen gerecht zu werden, wurden die Workshops mehrsprachig durchgeführt und in mehreren Sprachen übersetzt. Beim ersten Workshop in der Gemeinschaftsküche von Caritas Community Cooking gaben die Teilnehmer*innen Einblicke in ihren Ernährungsalltag, der als Vorbereitung eine Woche lang fotografisch dokumentiert worden war. Der zweite Workshop fand im Caritas Le+O-Standort Waldkloster statt und beschäftigte sich mit den Herausforderungen der Lebensmittelversorgung. Der dritte Workshop wurde eine Woche später am Zukunftshof Rothneusiedl, einem Gemeinschaftsprojekt, das Stadtlandwirtschaft und nachhaltige Stadtentwicklung fördert, veranstaltet. Thema waren die Wünsche und Ideen der Teilnehmer*innen für eine nachhaltigere und inklusivere Lebensmittelversorgung in Wien, gefolgt von einem gemeinsamen Ausklang bei einem Abendessen in der Gartenbar des Zukunftshofs.

Ausblick auf die nächsten Schritte
Auf Basis der Informationen, die während der Workshops geteilt wurden, werden in den nächsten Monaten Nachbarschaftsspaziergänge in verschiedenen Wiener Bezirken organisiert. Diese sollen Neuangekommenen in Wien die Möglichkeit bieten, Orte für eine leistbare, gesunde und nachhaltige Lebensmittelversorgung kennenzulernen. Zusätzlich werden gemeinsam mit dem Wiener Ernährungsrat politische Handlungsempfehlungen entwickelt, um die Ergebnisse der Workshops in konkrete Maßnahmen zu überführen. Das Projekt endet mit einer öffentlichen Versammlung im Jänner 2025 im Kulturhaus Brotfabrik, bei der Teilnehmer*innen und interessierte Bürger*innen gemeinsam mit Entscheidungsträger*innen über die Projektergebnisse diskutieren können. Genauere Informationen zur Veranstaltung werden auf der Website der Caritas Stadtteilarbeit unter „Termine“ veröffentlicht. Ziel ist es, eine Ernährungslandschaft in Wien zu fördern, die allen Menschen offensteht, die die Vielfalt der Stadt widerspiegelt und gleichzeitig den Weg für eine inklusive und widerstandsfähige Zukunft ebnet.

Bild: Masha Lind