Im Rahmen des EU-Projekts "GEtCoheSive - Governance Enhancement for Cohesive Societies" setzen wir uns derzeit gemeinsam mit der Universität Wien für die Einbindung von obdach- und wohnungslosen Menschen an Bürger*innenbeteiligungsprozessen in Wien ein. Ihre Teilhabe ist oft nicht möglich oder durch zahlreiche Barrieren gekennzeichnet. Für eine inklusive Gesellschaft ist sie jedoch essentiell. In einem Pilotprojekt ermöglichen wir obdach- und wohnungslosen Menschen, sich an der Gestaltung des öffentlichen Raums in Wien zu beteiligen.
Teilhabe am Prozess des Wiener Klimateams
Das Pilotprojekt zielt darauf ab, obdach- und wohnungslose Menschen aktiv in Planungsprozesse öffentlicher Räume in Wien einzubeziehen. In einer ersten Phase haben die Projektakteur*innen im Sommer 2023 mit zwanzig obdach- und wohnungslosen Menschen in der Gruft und im Tageszentrum aXXept gesprochen, um mehr über ihre Bedürfnisse und Herausforderungen im öffentlichen Raum zu erfahren. Die Erkenntnisse aus diesen Gesprächen wurden bei mehreren Veranstaltungen des Wiener Klimateams eingebracht, einem Bürger*innenbeteiligungsprozess der Stadt Wien für die Mitgestaltung eines an den Klimawandel angepassten öffentlichen Raums.
Co-Kreation von Ideen für den öffentlichen Raum
Das Pilotprojekt geht im Frühling 2024 nun in die zweite Phase. Wir organisieren derzeit mit dem Peer Campus neunerhaus einen Workshop, um gemeinsam mit ehemals obdach- und wohnungslosen Menschen Ideen für die Gestaltung öffentlicher Räume zu entwickeln. In einer Fokusgruppe mit Stakeholdern soll außerdem diskutiert werden, welche Strategien es für die zukünftige Teilhabe obdach- und wohnungsloser Menschen an Bürger*innenbeteiligungsprozess in Wien bräuchte.
Vielfältige Barrieren für die Teilhabe obdach- und wohnungsloser Menschen
Die Teilhabe obdach- und wohnungsloser Menschen an Bürger*innenbeteiligungsprozessen ist durch zahlreiche Barrieren gekennzeichnet, wie zum Beispiel soziale Ausgrenzung, sprachliche Hürden, einem begrenzten Internetzugang oder fehlenden Wohnsitznachweisen, um sich überhaupt erst für eine Teilnahme zu registrieren. Hinzu kommt die Stigmatisierung obdach- und wohnungsloser Menschen. Vorurteile gegenüber diesen Menschen und deren Aufenthalt im öffentlichen Raum sowie ein Mangel an Bewusstsein und Verständnis für die komplexen Ursachen von Obdach- und Wohnungslosigkeit können zu Widerständen gegen deren Einbezug in die Gestaltung des öffentlichen Raums führen. Die prekären Lebensrealitäten von obdach- und wohnungslosen Menschen erschweren eine Teilhabe zusätzlich. Die Überwindung dieser Barrieren erfordert bewusste Anstrengungen der Prozessinitator*innen und anderer Akteur*innen, um sicherzustellen, dass obdach- und wohnungslose Menschen angemessen repräsentiert sind. Denn in einer Demokratie, die sozial gerecht und nachhaltig sein will, ist die Teilhabe obdach- und wohnungsloser Menschen an der Gestaltung des öffentlichen Raums nicht nur eine ethische Verpflichtung, sondern auch ein Schritt in Richtung einer vielfältigeren und inklusiveren Gesellschaft.
Bild: © Yvonne Franz